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Geschichte der OSG |
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Die treibende Kraft zur Gründung einer Othmar Schoeck-Gesellschaft (OSG) kam zunächst vom Germanisten Hans Corrodi (1888-1972), der bereits 1911 – sein Vater war Präsident des Lehrergesangsvereins, den Schoeck damals leitete – den nur zwei Jahre älteren Komponisten kennen gelernt hatte. In der Folge wurde Corrodi zu einem glühenden Schoeck-Anhänger, dessen grenzenlose Verehrung manchmal auch übers Ziel hinausschoss – vor allem durch seine kompromisslose Ablehnung der Neuen Musik. Neben unzähligen Artikeln und Aufsätzen zu Schoecks Leben und Werk veröffentlichte Corrodi vor allem eine vielbeachtete Monographie (1931), die 1956 als Bild eines Schaffens in stark überarbeiteter dritter Auflage erschien. Nachdem verschiedene Anläufe Corrodis, bereits zu Lebzeiten des Komponisten eine Gesellschaft zu gründen, gescheitert waren, konnte die Idee dank des Engagements des Schoeck-Freundes Dr. Max Wassmer, einem Berner Industriellen und Kunstmäzen, zweieinhalb Jahre nach Schoecks Tod verwirklicht werden, und die Othmar Schoeck-Gesellschaft wurde am 24. Oktober 1959 in Winterthur in Anwesenheit von 151 Personen gegründet. Zum ersten Präsidenten ad interim wurde Max Wassmer gewählt. Unter den ersten Vorstandsmitgliedern befanden sich, neben Corrodi und Schoecks Ehefrau Hilde der Musikwissenschaftler Willi Schuh, der Germanistikprofessor Emil Staiger, der Biograf Werner Vogel sowie 13 weitere Personen aus dem Freundes- und Verehrerkreis des Komponisten. Das Hauptziel der ersten Jahre war, die Kompositionen Schoecks in Drucken zugänglich zu machen. Dieses Vorhaben konnte von 1986 bis 2014 mit der Herausgabe der wissenschaftlichen Gesamtausgabe erreicht werden. Die OSG versuchte ferner, durch Lobbing-Arbeit Konzertveranstalter, Schallplattenfirmen, Radiosender, Opernhäuser und Musiker dazu anzuregen, Schoecks Werk aufzuführen bzw. einzuspielen. Bei den jährlich stattfindenden Mitgliederversammlungen veranstaltete sie jeweils ein Konzert, das sie aus eigenen Mitteln bestritt. 1963 richtete sie ein Othmar Schoeck-Archiv als Depositum in der Zentralbibliothek Zürich ein. Seit 1973 veranstaltete die OSG zudem in unregelmässigen Abständen Schoeck-Wettbewerbe (vor allem im Bereich Klavierlied). Gleich im zweiten Jahr des Bestehens kam es innerhalb des Vorstandes zu Meinungsverschiedenheiten, die zum Austritt von sechs Vorstandsmitgliedern, darunter Willi Schuh und Emil Staiger, führte. Der Anlass dazu dürfte Hans Corrodi gewesen sein, der sich, obschon selber nie Präsident der OSG, als Gralshüter des Werkes und der Person von Schoeck verstanden haben wollte. Bis in die 1980er Jahre war die OSG ein typischer Verehrerverein in der Tradition der Komponisten- oder Dichtergesellschaften des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. Die Vorstandsmitglieder hatten den Komponisten alle persönlich gekannt und waren von seinem Werk und seiner Persönlichkeit tief beeindruckt. Viele verbanden mit ihrer Verehrung für Schoeck auch eine Abneigung gegen die zeitgenössische Nachkriegsmusik. Der Pianist und Dirigent Hans Leuenberger (selber Vorstandsmitglied) drückte diesen Geist anlässlich der Mitgliederversammlung 1969 folgendermassen aus: «Schoecks Musik hat mich ein ganzes Leben lang begleitet – erschüttert und beglückt. Wo liegt der Hauptakzent? Doch wohl auf – ‹beglückt›. ... Ich persönlich kenne auch die sogenannte moderne Musik à fond. ... Diese Musik ist oft gut gemacht, die Leute verstehen ihr Handwerk, daran ist nichts auszusetzen. Was aber oft fehlt, das ist just die Hauptsache, nämlich: der eigen-schöpferische Klang. Und den nun hat unser Meister im höchsten Masse, selbst wenn er nur in C-Dur komponiert. Und das ist es, was uns an seiner Musik so packt und uns immer wieder zum Einsatz für sie unwiderstehlich zwingt. Sollte Othmar Schoeck eine der letzten Blüten am Wunderbaum der abendländischen Musik gewesen sein?» (Warum setzen wir uns für das Werk Othmar Schoecks ein?, Sonderdruck der OSG, Zürich 1969, S. 1 und 7) Die Mitgliederzahl erreichte 1964 mit fast 700 Mitgliedern ihren höchsten Stand. Dann setzte ein langsamer, aber – mit Ausnahme des Jubiläumsjahres 1986 – unaufhaltsamer Rückgang ein, bedingt durch den Tod der Mitglieder der ersten Stunde. Das Vereinsvermögen, das zunächst fast ausschliesslich aus den Mitgliederbeiträgen bestand, konnte 1978 durch ein grosszügiges Legat von Marguerite Thomann-Vonwiller (St. Gallen) stark vergrössert werden, was der Gesellschaft zusätzliche Möglichkeiten bei der Finanzierung von Konzerten und Veranstaltungen gab. Zu Beginn der 80er Jahre kam es, bedingt durch natürliche Abgänge, zu einem langsamen Wechsel im Vorstand. An die Stelle der bedingungslosen Schoeck-Verehrer traten nun international bekannte Musiker wie Marc Andreae, Rolf Liebermann, Rudolf Baumgartner, Kurt Widmer und andere. Damit setzte eine veränderte Wahrnehmung des Komponisten innerhalb der OSG ein: Schoeck wurde nun als wichtiger Schweizer Komponist innerhalb seines historischen Umfeldes betrachtet und damit «entmythologisiert». Charakteristisch für diese neue Einschätzung ist die Ansprache, die Prof. Dr. Max Lütolf, anlässlich der Gedenkfeier zum 25. Geburtstag am Grab des Komponisten gehalten hat: «Wenn etwa die epochemachenden Neuerungen Schönbergs und seiner Nachfolger als Richtschnur betrachtet werden müssten, dann wäre Schoeck, der die seriellen Kompositionstechniken kaum zur Kenntnis genommen hat, sicher nicht zu den Grossen zu zählen. ... Schoecks kompositorisches Werk unterliegt Beschränkungen, es kennt Grenzen, die der Komponist – aus welchen Gründen auch immer – selbst gesteckt hat.» (veröffentlicht im Jahresbericht der OSG über das 24. Vereinsjahr 1982/83, S. 7 und 9) Mit dem Erscheinen der Schoeck-Biografie von Chris Walton, von 1990-1995 Vorstandsmitglied der OSG, fand eine andere Art von Entmythologisierung statt, die sich auf die Person Schoecks richtet. Unter der Ägide des Präsidenten Peter Hug-Ricklin wurde die Idee einer wissenschaftlichen Gesamtausgabe sämtlicher Werke Schoecks von 1984 an ins Zentrum gestellt. Zwei Jahre später wurde als Editionsleiter der Musikwissenschaftler Prof. Mit der 1995 erfolgten Wahl von Jean-Jacques Rapin, damals Direktor des Lausanner Konservatoriums, wurde die OSG modernisiert. Eine dynamische Arbeitsgruppe unter der Leitung von Heinrich Honegger strukturierte den Verein neu, überarbeitete das veraltete Outfit (Jahresberichte, Druckschaften) und unternahm grosse Anstrengungen, um den Mitgliederschwund zu stoppen. Die wissenschaftliche Gesamtausgabe wurde nun zur Hauptaufgabe der OSG erklärt, und die ersten Bände erschienen ab 1995. Die OSG organisierte zwei grosse Schoeck-Festivals, das Liedfestival auf Schloss Rapperswil 1998 und das Streichquartettfestival 2001 in Zürich. Unter der Leitung des Präsidenten Dr. Thomas Wagner wurde im Gedenkjahr 2007 zum fünfzigsten Todestag des Komponisten eine Wanderausstellung in verschiedenen schweizerischen und ausländischen Städten durchgeführt. Im Jahr 2012 wurde die OSG in eine Einfache Gesellschaft umgewandelt. Im Herbst 2014 ist innerhalb der geplanten Gesamtausgabe von Schoecks Werken der Band "Penthesilea" erschienen. Die vollständig revidierte Ausgabe dieses zentralen Bühnenwerks in Schoecks Schaffen, seit langem ein vorrangiges Desiderat, bildet nun einen markanten Schlusspunkt der Othmar Schoeck-Gesamtausgabe.
Präsidenten
EhrenmitgliederDr. Willi Aebi + Träger der Schoeck-MedailleProf. Dr. Hans Corrodi + |
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